Schliessen

Frauenweis(s)heiten im November

Liebe Leser*innen

Zum letzten Mal steht unser Newsletter unter dem Thema «50 Jahre Frauenstimmrecht». Manche Berichte über durchgeführte Anlässe haben uns erreicht. Zum Beispiel von Monika Stocker, die als Initiantin der 1. Frauensession geehrt wurde und den Saal des Bundeshauses nach der 2. Frauensession am 30. Oktober beschwingt verliess. Sie war sehr beeindruckt von der Leidenschaft, mit der Frauen ihre Meinung vertreten haben «meilenweit entfernt von dem, was wir uns vor 30 Jahren getraut haben.» Deshalb ist sie überzeugt, dass sich die Frauen in unserem Land nie mehr kleinkriegen lassen.
In den nächsten Wochen finden die letzten Anlässe im Jubiläumsjahr statt. Dazu gehören der von der Arbeitsgruppe DOL & SOL (Dancing & Singing Old Ladies) organisierte Event mit Gesang, Tanz, Poesie und Politik «Alte Frauen sind sichtbar & hörbar» vom 3. Dezember sowie zwei Benefizkonzerte des Frauenchors «die vogelfreien» vom 26. und 28. November 2021 je in Zürich.
Gemäss der im Porträt vorgestellten Heidi Witzig hat das Jubiläumsjahr trotz der Pandemie dank den vielen entstandenen Vernetzungen doch noch den bestmöglichen Abschluss gefunden. Für die Historikerin und Pionierin der Frauengeschichte(n) war die Auszeichnung zur Ehrendoktorin der Universität Luzern am 4. November 2021 eine Überraschung und Ernte für ihr reiches Engagement. Die erfolgreiche Dozentin und Autorin verschiedener Bücher zeigt sich im Gespräch auch als verletzliche Frau. Als Intellektuelle musste sie schmerzlich lernen, was es heisst, eine Frau zu sein.
Telsche Keese schildert, wie es für sie vor 50 Jahren keine Möglichkeit gab, Familien- und Erwerbsarbeit miteinander zu verbinden. Ein paar Jahre arbeitete sie deshalb ausschliesslich zuhause als Familienfrau. Erst als die drei Kinder die Schule besuchten, nahm sie am Abend ihre Berufsarbeit in Teilzeit wieder auf. Sie freut sich, dass sich vieles verändert hat. Und doch zeigen ihre Erfahrungen und Gespräche: Das Hauptproblem «Wie bringe ich als Frau Kinder- und Berufsarbeit unter einen Hut?» ist geblieben.
Das Jubiläum «50 Jahre Frauenstimmrecht» ist für Marie-Louise Barben Anlass, um zurückzuschauen, zu analysieren, kritisieren und feiern. Gleichzeitig fragt sie sich, was heute die jungen Feministinnen umtreibt. Sie hat zwei von ihnen zum Gespräch getroffen.

Wir freuen uns über Ihre Rückmeldungen und Anregungen.
Das Frauenweis(s)heiten-Team

Kontakt
Monika Fischer, fischerabt@bluewin.ch

PORTRÄTS: FRAUEN DER GROSSMÜTTERGENERATION
«Es brauchte schmerzliche Erfahrungen, damit ich mich als Frau entwickeln konnte», meint die erfolgreiche Historikerin und Buchautorin Heidi Witzig im Rückblick auf ihr Leben.
«Es brauchte schmerzliche Erfahrungen, damit ich mich als Frau entwickeln konnte», meint die erfolgreiche Historikerin und Buchautorin Heidi Witzig im Rückblick auf ihr Leben.

Geradeaus auf krummen Wegen

Foto & Text: Monika Fischer

Seit Jahrzehnten setzt sich die Historikerin Heidi Witzig, 77, mit innerem Feuer und grossem Einsatz für die Frauen und ihre Geschichte(n) ein. Die Protagonistin der Frauengeschichte wurde am 4. November 2021 für ihr langjähriges Engagement mit dem Ehrendoktorat der Universität Luzern ausgezeichnet. Sie freut sich über die reiche Ernte im Herbst des Lebens. Als erfolgreiche Intellektuelle musste sie jedoch schmerzlich lernen, was es heisst, eine Frau zu sein und die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen. Neugierig und lebenslustig setzt sich die Mitbegründerin der GrossmütterRevolution weiterhin für Projekte ein, die nicht nur anderen, sondern auch ihr etwas bringen.

Weiterlesen
DAMALS UND HEUTE

Vereinbarkeit von Familie und Beruf als Hauptproblem

Telsche Keese

1971 lebte ich in Zürich, war verheiratete Mutter eines Kindes und hatte einen Abendteilzeitjob als Fachlehrerin für Französisch und Englisch. Ich verdiente mein eigenes Geld und war neu in der Stadt. So konnte ich nur auf meinen Mann zählen, wenn ich abends weggehen wollte. Er war allerdings nicht immer zuverlässig, und Handys gab es nicht, um sich kurz eine Nachricht zu schicken. Bis heute habe ich deshalb nicht vergessen, dass ich einmal den Schlüssel im Schloss zur Wohnung umdrehte und fortging, obwohl unsere Tochter im Bettchen jämmerlich weinte. Ich riskierte es, ich musste meinen Bus erreichen und hatte nicht den Mut, meine Nachbarin merken zu lassen, dass ich ausserhause arbeitete.

Weiterlesen
​1971 – EINE ANNÄHERUNG

Feministinnen voller Tatendrang

Marie-Louise Barben

50 Jahre Frauenstimmrecht – Anlass, um zurückzuschauen, zu analysieren, kritisieren, feiern. Aber was treibt eigentlich junge Feministinnen heute um? Ich habe ich mich zum Gespräch getroffen mit Moana Mika und Lirija Sejdi vom Frauenstreik-Kollektiv Bern. Die beiden Frauen haben unterschiedliche berufliche Hintergründe. Moana ist promovierte Medizinwissenschafterin und arbeitet im HIV-Bereich. Lirija hat Soziologie und Politikwissenschaften studiert und ist Projektmitarbeiterin im Gesundheitsbereich beim VPOD. Sie haben aber eine gemeinsame Leidenschaft. Im Vorfeld des Frauenstreiks 2019 sind sie politisch aktiv geworden. Lirija ist seit fast drei Jahren, Moana seit einem Jahr aktiv in der Koordinationsgruppe des Frauenstreik-Kollektivs und beide sind in der Arbeitsgruppe Frauenpolitik.

Weiterlesen

Wir verwenden Cookies und ähnliche Technologien, um das Nutzererlebnis auf unserer Website zu verbessern. Durch die weitere Nutzung dieser Website stimmen Sie unserer Verwendung von Cookies und ähnlichen Technologien zu. Mehr erfahren