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Frauenweis(s)heiten im Februar

Liebe Leserin, lieber Leser

Die Jubiläumsfeiern «50 Jahre Frauenstimmrecht» lösen nicht bei allen Freude aus. «Was gibt es da zu feiern?», heisst es etwa. Es sei doch eine Schande, dass die Schweizer Männer den Frauen das Stimmrecht so lange vorenthalten haben. Eine Leserin schrieb, der lange Kampf ums Frauenstimmrecht in der Schweiz sei eher eine Trauergeschichte als ein Grund zum Feiern. Für die erste Bundesrichterin der Schweiz, Margrith Bigler-Eggenberger, ist es jedoch ein guter Anlass «endlich mal wieder auf einer breiten Ebene über Frauenrechte zu sprechen.»
Für uns ist es auch eine Gelegenheit, zurückzublicken und uns an die Zeit zu erinnern, die uns mit den damaligen Umständen geprägt hat. Es weckt Verständnis, wenn wir den nachfolgenden Generationen davon erzählen. Denn viele können sich nicht vorstellen, wie benachteiligt die Frauen in unserem Land vor wenigen Jahrzehnten noch waren.
Mit kritischem Blick auf die Gegenwart möchten wir auch darauf hinweisen, was im Hinblick auf die Gleichstellung und andere Benachteiligungen heute zu tun ist. Die Pionierinnen für das Frauenstimmrecht haben mit ihrem unermüdlichen Kampf aufgezeigt, wie gemeinsame Anliegen durch ein beharrliches Dranbleiben realisiert werden können.
Zur Umsetzung des Verfassungsartikels «Gleiche Rechte für Mann und Frau» brauchte es nach 1971 viele weitere Anstrengungen. Wesentlich dazu beigetragen hat der Frauenstreik vom 14. Juni 1991. Organisiert wurde er von Elfie Schöpf mit enormem Einsatz. Marie-Louise Barben hat sie besucht und berichtet über ihr vielseitiges engagiertes Leben.
An den 7. Februar 1971 hat Marianne Stohler keine konkrete Erinnerung; das Frauenstimmrecht war für sie selbstverständlich. Als junge Lehrerin hat sie sich jedoch mit grossem Engagement für gleiche Bildungschancen für alle Kinder eingesetzt. Die Pandemie zeigt, dass diesbezüglich noch viel zu tun ist.
Die ehemalige Lehrerin und Journalistin Monika Fischer erinnert sich gut an ihre Wut in der Zeit vor dem Frauenstimmrecht und an weitere erfahrene Benachteiligungen als Frau. Diese Wut wurde für sie zum Motor im Einsatz gegen Ungerechtigkeiten.

Vielleicht wecken die beschriebenen Erfahrungen auch in Ihnen Erinnerungen.

Wir freuen uns über Ihre Rückmeldungen.
Das Frauenweis(s)heiten-Team

Kontakt
Monika Fischer, fischerabt@bluewin.ch

PORTRÄTS: FRAUEN DER GROSSMÜTTERGENERATION
«Die Koordination des Frauenstreiks 1991 war das Töllste, was ich je gemacht habe», sagt Elfie Schöpf.
«Die Koordination des Frauenstreiks 1991 war das Töllste, was ich je gemacht habe», sagt Elfie Schöpf.

Wenn Frau will…

Marie-Louise Barben

Der Streikaufruf unter dem Motto «Wenn Frau will, steht alles still» stiess Anfang 1991 auf grosse Resonanz. Nun hatte Elfie Schöpf, Journalistin, frühere Zentralsekretärin der SPS, alle Hände voll zu tun. Ruth Dreifuss, damals beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund, hatte sie als Koordinatorin des Frauenstreiks vorgeschlagen. Elfie Schöpf stürzte sich in die Arbeit. Es war ein beruflicher Glückszufall, wird sie später sagen. Und der Frauenstreik ein grosser Erfolg.

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DAMALS UND HEUTE

Chancengleichheit im Bildungswesen

Marianne Stohler

An den 7. Februar 1971 habe ich keine konkrete Erinnerung. Für unsere Generation war die Annahme des Frauenstimmrechts eine Selbstverständlichkeit. Am Familientisch war das Frauenstimmrecht vor allem vor der ersten nationalen Volksabstimmung von 1959 ein grosses Thema. Mein Vater kämpfte aktiv dafür in der Politik, und meine Mutter äusserte sich vehement dafür im Familienumfeld und im Bekanntenkreis. Ich habe mich nicht aktiv engagiert, auch nicht, als unsere Lehrerinnen in Basel nach der Ablehnung in den Streik traten. Mein politisches Bewusstsein steckte damals trotz dem hochpolitischen Milieu, aus dem ich stamme, noch in den Kinderschuhen. Ich hatte Glück, dass es für meine Eltern absolut selbstverständlich war, meinen Bruder und mich gleichwertig zu erziehen und uns beiden eine gute Ausbildung zu ermöglichen.

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ANNÄHERUNG AN 1971

Wut in positive Energie umwandeln

Monika Fischer

Als junge Lehrerin fühlte ich mich neben meinen Kollegen gleichberechtigt. Wir hatten die gleiche Ausbildung, machten die gleiche Arbeit, verdienten selbständig unseren Lebensunterhalt. Zwar weigerte ich mich zuerst, bei der Heirat 1968 den Namen meines Mannes anzunehmen. «Wenn du es nicht machst, ist deine Unterschrift ungültig», klärte mich der Zivilstandsbeamte im Dorf auf. Ich war 23, verliebt - und fügte mich, zumal ich vorerst nicht merkte, dass ich eigentlich unmündig und meinem Mann unterstellt war. Die Diskussionen vor der Einführung des Frauenstimmrechts in den 1970er Jahren weckten mich auf.

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