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Frauenweis(s)heiten im Juni

Liebe Leserin, lieber Leser

Ausnahmsweise bekommen Sie diesen Newsletter schon am 14. Juni. Denn heute findet der Frauenstreik schweizweit zum 30. Mal statt. Im Porträt schildert Agatha Fausch, wie sie den ersten Frauenstreik in Luzern vor dreissig Jahren initiiert und mitorganisiert hat. Lustvoll und mit sehr viel Einsatz. Jahrzehntelang hat sie unermüdlich für ihre zentralen Anliegen, Gleichberechtigung und Vereinbarkeit von Familien- und Erwerbsarbeit, gekämpft und daneben ihre berufliche Karriere von der Heimerzieherin zur Dozentin beharrlich durchgezogen. Die Gleichzeitigkeit von Politischem und Privatem durchzieht und bestimmt ihr ganzes Leben. Auch mit 79 ist sie nicht müde geworden und bleibt weiterhin dran, z.B. im Einsatz für Lohngleichheit.
Eine Umfrage kam im Februar zum Schluss, dass heute die Frauen in der Deutschschweiz mehrheitlich zufrieden und glücklich sind mit ihrem Leben. Irritiert vom Ergebnis erinnert sich Marie-Louise Barben an ihre Befindlichkeit als junge Hausfrau und Mutter vor 50 Jahren. Anhand von drei Themen reflektiert sie die Antworten kritisch im Vergleich mit den von der neuen Frauenbewegung gesteckten Zielen. Sie fragt sich, ob die annabelle-Leserinnen wirklich repräsentativ seien für die 3,5 Millionen in der Schweiz lebenden Frauen.
Im Rückblick auf 1971 empfindet Nationalrätin Tamara Funicello in erster Linie Dankbarkeit. Sie ist den Vorkämpferinnen dankbar, «die ausgebrochen sind aus dem kleinen Rahmen, den man für uns vorgesehen hat, die Raum erkämpft haben für unsere Anliegen, die aus dem Privaten etwas Politisches gemacht haben.» Deshalb möchte auch sie weiterkämpfen für eine bessere, gerechtere Welt, die sich an den Bedürfnissen aller Menschen orientiert und nicht am Profit der wenigen.

Haben die Texte auch in Ihnen Erinnerungen oder Fragen geweckt?
Wir freuen uns über Ihre Rückmeldungen und Anregungen.

Das Frauenweis(s)heiten-Team

Kontakt
Monika Fischer, fischerabt@bluewin.ch

PORTRÄTS: FRAUEN DER GROSSMÜTTERGENERATION
Agatha Fausch hat den ersten Frauenstreik in Luzern vor 30 Jahren initiiert und mitorganisiert.
Agatha Fausch hat den ersten Frauenstreik in Luzern vor 30 Jahren initiiert und mitorganisiert.

Ein lebenslanger Kampf für die Gleichberechtigung

Text und Foto: Monika Fischer

Kurz vor dem 14. Juni erzählt Agatha Fausch (79) am Küchentisch - dort, wo alles begann - vom intensiven und lustvollen Engagement für den ersten Frauenstreik. Ihre Begeisterung ist ungebrochen. Auch, wenn sie von ihrem wechselvollen Leben erzählt: von ihrem hartnäckigen Dranbleiben auf der Suche nach dem passenden Beruf, ihrem unermüdlichen Kampf um Gleichberechtigung und die Vereinbarung von Familien- und Erwerbsleben. «Ich hatte immer wieder Glück», lacht sie. Doch kennt sie auch die Schattenseiten des Lebens, unter anderem durch den frühen Tod des Vaters und jenen des ersten Enkels kurz vor seiner Geburt.

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DAMALS UND HEUTE

Frauenalltag

Marie-Louise Barben

Im Februar dieses Jahres haben die Frauenzeitschrift annabelle und das Meinungsforschungsinstitut sotomo die Studie «annajetzt – Frauen in der Schweiz 2021»* herausgegeben. Die Umfrage kommt zum Schluss, dass die Mehrzahl der Deutschschweizerinnen ganz glücklich mit ihrem Leben sei. Neun von zehn Familienfrauen bezeichnen sich als zufrieden oder sehr zufrieden. Und unvermittelt erinnere ich mich an mein Hausfrauen- und Mutterdasein vor mehr als fünfzig Jahren.
Wir schreiben das Jahr 1969, zwei Jahre vor der Gewährung des Frauenstimm- und -wahlrechts. Ich bin 31 Jahre alt, verheiratet, mein Mann ist Architekt. Wir haben drei Kinder im Alter von sieben, vier und zwei Jahren – Katrin, Gaby, Michael. In diesem Jahr schenke ich meinem Vater zu Weihnachten ein kleines «Tagebuch eines Monats». Als «Leiden und Freuden einer Hausfrau und Mutter» habe ich es bezeichnet.

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​1971 – EINE ANNÄHERUNG
Tamara Funicello, 31, Gewerkschafterin und Nationalrätin SP, Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Unia sowie der Lesbenorganisation Schweiz.
Tamara Funicello, 31, Gewerkschafterin und Nationalrätin SP, Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Unia sowie der Lesbenorganisation Schweiz.

Auf den Schultern der Vorkämpferinnen

TAMARA FUNICELLO

1971
Das Jahr, in dem die Schweiz ein bisschen mehr zu einer echten Demokratie wurde.
Das Jahr, in dem ein hundertjähriger Kampf seinen Abschluss fand.
Das Jahr der Annahme des Frauenstimmrechts.
Wenn ich an 1971 denke, empfinde ich in erster Linie Dankbarkeit. Dass ich heute, als junge, queere, migrationserfahrene Frau aus der Arbeiter*innenklasse im Nationalratssaal stehen darf und meine Meinung kundtun kann. Das habe ich den Frauen und Feminist*innen zu verdanken, die vor mir gekämpft haben.

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