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Frauenweis(s)heiten im März

Liebe Leserinnen und Leser

Die Geschichte rund ums Jubiläum «50 Jahre Frauenstimmrecht» zeigt: Es hat Jahrzehnte gedauert, bis dieses wichtige Anliegen Erfolg hatte. Vieles hat sich seither verändert. Doch sind längst nicht alle Forderungen umgesetzt. Die #Metoo-Bewegung und der Frauenstreik 2019 haben die Gleichstellungs-Thematik neu belebt. Die damit verbundene Sensibilisierung zieht immer weitere Kreise. In einem Brief haben z.B. 78 Tamedia-Journalistinnen diesen Monat den Sexismus in ihrem Betrieb angeprangert. «Die Gleichstellungsdebatte erreicht die Werbebranche» konnten wir in der NZZ vom 7. März 21 unter dem Titel «Weg vom Frauenklischee der 50er Jahre» lesen. Am 8. März, dem Weltfrauentag, setzten zwei junge Kunststudentinnen mit dem «Frauetrychle» lautstark ein Zeichen gegen die Ungleichheit. Sie störten sich daran, dass die Frauenbewegung im Kanton Nidwalden nichts sichtbar ist und seit 1991 keine Aktion zur Gleichstellungsthematik stattgefunden hat. Deshalb beanspruchten sie die bisher den Männern vorbehaltene Tradition des Innerschweizer Brauchtums für sich und zogen mit lautem Getöse durch den Kantonshauptort Stans.

Das Porträt in diesem Newsletter ist ein weiteres Beispiel dafür, wie viel Einsatz es brauchte, um Frauenanliegen zum Durchbruch zu verhelfen. Die 84-jährige Käthi Limacher kämpfte vor den Abstimmungen 1959 und 1971 fürs Frauenstimmrecht. Neben ihrer Arbeit als Geschäftsfrau engagierte sie sich später zusammen mit Frauen aus verschiedenen Parteien und Organisationen für den Aufbau der Frauenzentrale und des ersten Frauenhauses in Luzern.
Unter dem Titel «Die Sprache ist (k)ein Herrschaftsinstrument» schildert Marie-Louise Barben die jahrzehntelangen Diskussionen um eine gendersensible Sprache. Die entsprechenden Forderungen der neuen Frauenbewegung waren für sie in den 1970er und -80er Jahren einer der wichtigsten Schlüssel zur Emanzipation. Und doch herrschte im letzten Januar Empörung, als der Duden das generische Maskulin beerdigt hat.

Bernadette Kurmann kämpfte immer wieder für ein eigenständiges Leben als Berufs- und Familienfrau. Sie ist überzeugt: Nur durch ihr Vorleben konnte sie ihren Töchtern die Frauenfrage und den Stellenwert der Gleichberechtigung weitergeben.

Haben die Berichte auch in Ihnen Erinnerungen geweckt?
Wir freuen uns über Ihre Rückmeldungen und Anregungen.

Das Frauenweis(s)heiten-Team

Kontakt
Monika Fischer
fischerabt@bluewin.ch

PORTRÄTS: FRAUEN DER GROSSMÜTTERGENERATION
Käthi Limacher zeigt die Souvenirs ihrer Geschäftsreisen, während die Unterlagen über ihr politisches Engagement im Gosteli-Archiv aufbewahrt werden.
Käthi Limacher zeigt die Souvenirs ihrer Geschäftsreisen, während die Unterlagen über ihr politisches Engagement im Gosteli-Archiv aufbewahrt werden.

Lebenslanger Einsatz mit und für Frauen

Text & Foto: Monika Fischer

Käthi Limacher, 84, ist eine der Zeitzeuginnen, die den Kampf ums Frauenstimmrecht persönlich mitgemacht hat. Sie bedauert, dass diese rund ums 50-Jahr-Jubiläum wenig zum Zug kamen. Schon als Kind hatte sie sich gewehrt, wenn sie nicht ernstgenommen wurde. Motiviert von ihrem Vater, einem Gewerkschafter, interessierte sie sich früh für die Politik und engagierte sich vor den Abstimmungen 1959 und 1971 fürs Frauenstimmrecht. Mit ihrem Durchsetzungsvermögen verschaffte sie sich als Geschäftsfrau im In- und Ausland Respekt und setzt sich bis heute für benachteiligte Frauen ein.

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DAMALS UND HEUTE

Die Sprache ist (k)ein Herrschaftsinstrument

Marie-Louise Barben

«Wir wollen angesprochen werden. Wir wollen in der Sprache sichtbar sein und nicht nur mitgemeint, wenn von Lehrern, Ärzten oder Künstlern die Rede ist.» Solche Forderungen wurden in den 1970er und -80er Jahren von der neuen Frauenbewegung vehement gestellt. Für mich persönlich waren sie einer der wichtigsten Schlüssel zur Emanzipation. Der Widerstand war gross. Männer und einige Frauen schlugen den sprachbewussten Frauen die Gegenargumente um die Ohren. Die Diskussion um Sinn und Unsinn einer gendersensiblen Sprache tobt bis heute. Und nun hat der Duden im Januar dieses Jahres das generische Maskulinum beerdigt! Empörung HERRscht.

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ANNÄHERUNG AN 1971

Vorleben, was wichtig ist

Bernadette Kurmann

Es ist Sonntag, 7. Februar 2021: 50 Jahre Frauenstimmrecht. Der Rückblick auf meine Erfahrungen verwirrt mich. Ich war damals 21 Jahre alt und der Abstimmungssonntag war ein Glückstag für mich. Doch mein Leben als junge Frau im katholischen Umfeld war einengend. Ich versuchte, mich an den mutigen Vorkämpferinnen für das Frauenstimmrecht zu orientieren und fand wenig Unterstützung. In einem Jahr würde ich meine Lehre als Krankenschwester abschliessen. Und bange fragte ich mich: Was kommt danach?

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